Der Begriff Parabene bezeichnet eine Gruppe von Molekülen, die sogenannte Ester der para-Hydroxybenzoesäure sind. Sie besitzen, chemisch betrachtet, also alle diese Säure als gemeinsame Basis und daran anhängend einen unterschiedlichen organischen Rest. Dieser Rest entsteht durch die Esterbildung. Ester werden gebildet, indem Säuren entweder mit einem Phenol oder einem Alkohol reagieren. Dabei bindet der entsprechende Reaktionspartner unter Abspaltung von Wasser an die Ausgangssäure. Je nach verwendetem Phenol oder Alkohol, entsteht also ein bestimmter Ester.
In ihrer Struktur sind Phenole durch einen aromatischen Ring aus Kohlenstoffatomen gekennzeichnet. Alkohole dagegen bilden keinen Ring, sondern Ketten, die je nach Art des Alkohols unterschiedlich lang sind. Auf diese Weise entstehen unterschiedliche Parabene, die alle para-Hydroxybenzoesäure quasi als Kern beinhalten. Daran anschließend hängt ein unterschiedlich langer Rest, der je nach Art des Parabens ring- (Reaktion mit einem Phenol) oder kettenförmig (Reaktion mit einem Alkohol) ist.
Allen Parabenen ist eine charakteristische Eigenschaft gemein, sie wirken antibakteriell und fungizid. Daher werden sie in großen Mengen industriell hergestellt und als Konservierungsstoffe in Lebensmitteln, Medikamenten und Kosmetika eingesetzt.
Shampoos sind nicht unendlich haltbar. Daher müssen sie seit März 2005, sowie viele andere Kosmetik- und Pflegeprodukte auch, einen Hinweis zu ihrer Haltbarkeit auf ihrer Verpackung enthalten. Das Symbol der geöffneten Kosmetikdose soll seitdem darüber Aufschluss geben, wie lange nach dem Öffnen ein Produkt noch verwendet werden kann.
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass neue Shampoos zunächst einmal keimfrei sind. Nach dem Öffnen können allerdings unterschiedlichste Keime in die Shampooflasche eindringen. Da Shampoos zu einem Großteil aus Wasser bestehen, bieten sie Bakterien einen guten Lebensraum, in dem sie sich vermehren können. Dort angereichert kann im schlimmsten Fall eine gesundheitliche Gefahr von ihnen ausgehen. Über kleine Wunden oder Schleimhäute in den Körper gelangt, könnten sie so Infektionen auslösen.
Um dieses Risiko zu minimieren, werden Shampoos Konservierungsmittel, wie Parabene, hinzugefügt. Sie verhindern das Wachstum von Bakterien oder Pilzen, falls diese in die Flasche gelangen sollten. Auf die Haare selbst haben die Parabene keine Auswirkung. Sie dienen ausschließlich der Haltbarkeit und nicht der eigentlichen Aufgabe des Shampoos, also der Reinigung und Pflege der Haare.
Parabene können eine allergische Reaktion auslösen. Einige Menschen reagieren allergisch auf sogenannte Parastoffe. Das sind Substanzen, die eine ähnliche chemische Struktur (Para-Stellung) aufweisen, wie sie auch Parabene besitzen. Bei einer solchen Allergie reagiert der Körper z.B. auf Konservierungsstoffe oder bestimmte Medikamente, wie auch auf alle strukturähnlichen Substanzen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Parabene in Lebensmitteln hierbei allerdings eine deutlich wichtigere Rolle spielen. Wie der Informationsverbund dermatologischer Kliniken im Jahr 2011 berichtete, seien Parabene aus Kosmetika nur selten als Verursacher von Kontaktsensibilisierungen aufgefallen. Dennoch sind allergische Reaktionen auch hier nicht auszuschließen.
Einige Parabene haben strukturelle Ähnlichkeit mit Östrogenen. Dabei handelt es sich in erster Linie um solche Parabene, die durch Reaktion mit einem Phenol entstanden sind und dadurch eine zusätzliche Ringstruktur aufweisen (siehe oben). Durch diese Ähnlichkeit wird eine hormonähnliche Wirkung der Parabene vermutet. Eine EU-Untersuchung konnte im Jahr 2011 feststellen, das unter anderem Parabene auf den Hormonhaushalt von Föten und Babies feminisierend wirken. Auch ein Zusammenhang mit der Entstehung von Brustkrebs wurde zeitweilig diskutiert, nachdem britische Wissenschaftler 2004 Parabene in Tumorgewebe von Brustkrebspatientinnen nachweisen konnten. Sie vermuteten eine wachstumsanregende Wirkung auf die Krebszellen durch Parabene, die z.B. über ein Deodorant aufgenommen wurden. Eine spätere Studie konnte allerdings keinen Zusammenhang zwischen dem verwendeten Deodorant und dem Brustkrebsrisiko herstellen.
In einem Übersichtsartikel aus dem Jahr 2008 beschreiben die Autoren umfassend unterschiedliche Studien, in denen Parabene sowohl im Gewebe als auch im Urin gesunder Menschen nachgewiesen worden sind. Die Substanzen werden demnach über die Haut aufgenommen und verbreiten sich systemisch im ganzen Körper. Dort entfalten sie, je nach genauer Struktur, unterschiedlich starke östrogenähnliche Effekte. Mehrere Studien konnten belegen, dass die östrogenähnliche Wirkung zunimmt, je länger der Rest an der para-Hydroxybenzoesäure ist, die den Kern aller Parabene bildet. So führt eine Herstellung mit langkettigen Alkoholen oder größeren Phenolen zu solchen Parabene, die eine stärkere Hormonwirkung zu haben scheinen. Kurze Alkohole, wie Methanol oder Ethanol führen zu Estern mit sehr kurzen Resten, dessen hormonelle Wirkung deutlich schwächer zu sein scheint.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bewertete daher im Jahr 2011, dass Methyl- und Ethylparaben im erlaubten Konzentrationsbereich als sicher anzusehen ist und daher in kosmetischen Produkten verwendet werden darf.
Isopropyl-, Isobutyl-, Phenyl- und Pentylparaben sind seit Oktober 2014 EU-weit in der Kosmetikindustrie als Zusatzstoff verboten, da ihre hormonelle Wirkung als zu stark eingestuft wurde. Propylparaben und Butylparaben dürfen nur in kosmetischen Babyprodukten nicht mehr verwendet werden, in sonstigen Produkten allerdings schon, solange ihre Konzentration unter einem bestimmten Grenzwert liegt.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass lange Parabene, mit nachweislich starker hormoneller Wirkung, inzwischen als Zusatzstoffe in Shampoos nicht mehr erlaubt sind. Kurze Parabene sind es hingegen schon, obwohl auch sie eine östrogen-ähnliche Wirkungsweise haben, wenn auch nur sehr schwach. Für die Konzentration dieser Parabene wurden unterschiedliche Grenzwerte eingeführt, die im Endprodukt nicht überschritten werden dürfen.
Parabene, die in Kosmetikprodukten enthalten sind, gelangen über das Abwasser in die Umwelt. Dort besteht die Möglichkeit, dass sich die Parabene oder deren Abbauprodukte ansammeln. Eine Anreicherung von Methyl-, Ethyl-, Propyl- und Butylparaben konnte bereits in Abwässern nachgewiesen werden. In Kläranlagen können diese Parabene zum Großteil chemisch aus dem Abwasser gereinigt werden. Dabei werden, Untersuchungen zufolge, zwischen 92 und 98% der Parabene abgebaut. Ein Teil der Parabene reagiert vorher allerdings mit Chlor, das in großen Mengen im Abwasser vorkommt. Dieses chlorierte Paraben ist deutlich stabiler und kann in der Kläranlage kaum noch abgebaut werden. Es sammelt sich, gemeinsam mit den Abbauprodukten der nicht-chlorierten Parabene im Klärschlamm und im gereinigten Abwasser. Über diese Wege gelangt beides schließlich in die Umwelt.
Chlorierte Parabene sind, Studien zufolge, erheblich toxischer als herkömmliche Parabene. So konnten sie in Wasserflöhen eine Zerstörung der Zellmembranen auslösen. Hierbei sammeln sie sich zunächst auf der Zelloberfläche, was umso effizienter verläuft, je länger die chemischen Reste sind, weil diese quasi ineinander einhaken. Also gilt auch hier: je länger der Rest, desto effizienter ist die schädliche Wirkung. Auch die Anhäufung des Abbauproduktes 4-Hydroxybenzoesäure in der Umwelt ist nicht unproblematisch. Diese Säure wurde 2012 in die EU-weite Liste der Gefahrenstoffe aufgenommen, da sie potentiell den Hormonhaushalt von Mensch und Tier stört.
Eine neuere Methode, Abwässer durch Ozonung zu reinigen, zeigt vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf Parabene und deren Abbauprodukte. So kann ein Ozonfilter bis zu 100% intakter Parabene, etwa 92% der 4-Hydroxybenzoesäure und bis zu 82% chlorierter Parabene aus dem Abwasser entfernen. Eine solche Technik ist aber längst kein Standard. Kläranlagen, die diese Methode heute anwenden, sind meist Pilotprojekte. Außerdem ist die Produktion von Ozon aufwendig und teuer. Die Schutzmaßnahmen beim Einsatz mit Ozon sind ebenfalls erheblich. Eine ideale Lösung stellt die Ozonung also auch nicht dar.
Die Belastung der Umwelt ist also insgesamt nicht unerheblich. Auch wenn die Parabene meist abgebaut werden können, stellen die Abbauprodukte eine Umweltgefährdung dar. Daher sollte die Verwendung von Parabenen weiter überdacht werden.
Parabene sind sehr leicht in Shampoos zu erkennen, da sie mit der Endung –paraben schließen. Die am häufigsten verwendetet Parabene sind Methylparaben und Etylparaben. Ebenfalls in Shampoos, nicht aber in Babyprodukten, zu finden sind Propylparaben und Butylparaben. Sollten diese Angaben nicht in der Liste der Inhaltsstoffe angegeben sein, ist davon auszugehen, dass das Produkt keine Parabene enthält.
Naturkosmetika sind zwar meistens, aber nicht zwingend, frei von Parabenen, da diese auch in der Natur, z.B. in Früchten vorkommen. Unterschiedliche Naturkosmetiksiegel gehen verschieden mit Parabenen um. Daher ist ein Blick auf die Inhaltsstoffe auch hier stets ratsam.
Neben Parabenen gibt es kaum ein Konservierungsmittel, das so gut untersucht und verträglich ist. Zur Unterdrückung der Keimbildung bleibt es daher im Moment die erste Wahl der Hersteller. Nachdem Parabene in die Kritik geraten sind, griffen einige Produzenten zeitweilig auf andere Konservierungsmittel zurück. Wirklicher Erfolg stellte sich damit aber kaum ein. Ein Bespiel hierfür ist Methylisothiazolinon, ein weit verbreitetes Biozid. Es erwies sich allerdings als so stark allergieauslösend, dass es im Jahr 2014 für kosmetische Produkte verboten wurde.
Auch Formaldehyd wurde zu Zwecken der Haltbarkeit in Shampoos verwendet. Doch reizt dieser Stoff schon in geringen Mengen die Schleimhäute und kann starke Irritationen und Allergien hervorrufen. Auch steht Formaldehyd im Verdacht krebserregend zu wirken. Es stellt also ebenfalls keine gute Alternative zu Parabenen dar.
Ein paar kleine Tricks bei der Herstellung, vor allen Dingen von Naturkosmetikprodukten, können die Haltbarkeit aber auch ohne Konservierungsmittel etwas verlängern. Ein etwas niedrigerer pH-Wert reduziert das Keimwachstum ebenso, wie ein möglicht geringer Anteil an Wasser. Liegen die Rohstoffe auf diese Weise konzentrierter vor, so vermehren sich Bakterien und Co etwas langsamer. Dennoch sollten diese Produkte schneller aufgebraucht werden.
Sollten in einem Shampoo keinerlei Konservierungsstoffe verwendet worden sein, kann die Haltbarkeit nach Anbruch sehr niedrig sein. Je nach Rezeptur reicht sie von wenigen Tagen bis zu 8 Monaten. Solange die Verpackung aber noch versiegelt ist, bleibt das Produkt im Grunde keimfrei und ist sehr lange haltbar.
Nach dem Öffnen der Verpackung dringen unweigerlich über die Luft, unsere Hände oder auch Wasser Keime in das Produkt ein. Um die Keimbelastung in konservierungsmittelfreien Shampoos so gering wie möglich zu halten, können ein paar einfache Regeln eingehalten werden:
Wenn diese einfachen Regeln eingehalten werden, sollte Bakterienwachstum in Shampoos keine realistische Gefahr für Sie darstellen und es kann bedenkenlos auf Konservierungsmittel verzichtet werden.